Ich möchte vorausschicken, dass ich noch nie einen Superman-Comic gelesen habe. Der Superman von James Gunn ist mein erster im Kino gewesen. Ich bin auch eher ein Batman-Typ, ich bin Science Fiction-Fan. Als Superman geschaffen wurde, bildeten Pulp-SF und Superhelden-Comics praktisch einen Ideen-Pool. Superhelden bzw. Helden mit Eigenschaften, die sie weit über die anderen hinaushoben, gab es hier wie dort. Die Genres haben unterschiedliche Entwicklung genommen, sind aber immer noch miteinander verbunden. Auch das zeigt der neueste Superman-Film.
Nun also wir haben das Jahr 2025, und Hollywood unternimmt einen neuen Anlauf, das DC-Universum ähnlich wie das MCU auf die Leinwand zu bringen. Aus diesem Grund wird James Gunn von Warner zum Co-CEO der neu gegründeten DC-Studios ernannt.
Der Film stellt gleich klar, auch Superman ist nicht unbesiegbar. Er landet nach einem Kampf im arktischen Eis und muss in der Festung der Einsamkeit wieder aufgebaut werden. Dann kann er zurückkehren. Lex Luthor, der kahle Tech-Milliardär stellt sich bald als sein Hauptwidersacher dar. Er kontrolliert die Superkampfmaschine, hinter der Ultraman steckt, die drohend in City am Himmel schwebt. Diese kämpft nicht nur, sie fungiert auch als Sprachrohr für Boravia, einen Staat, in dessen expansive Politik sich Superman eingemischt hat, weil er im Nachbarland Jahanpur Menschen in Gefahr einfach nur helfen wollte. Dieser Staat unterhält gute Beziehungen zu den USA und wird auch von Lex Luthor unterstützt. Eine Zwischenepisode ist das Auftreten der Justice Gang, bestand aus dem eingebildeten Green Lantern, dem HighTec-Zauberer Mister Terrific und dem rüpeligen Hawkgirl, als Lex Luthor ein Monster auf Metropolis loslässt. Superman will es nicht töten, die Justice Gang übernimmt das gegen sein Willen. Die drei haben auch eigene Vorstellungen von ihrer Aufgabe als Wächter und Metawesen.
Es gelingt Luthor, die Festung der Einsamkeit ausfindig zu machen und zu verwüsten. Anschließend ist er sehr erfolgreich darin, die Menschen und die Regierung gegen Superman aufzubringen, so dass sich Superman in seiner Naivität den Behörden stellt, als man ihn verhaften will. Das bringt ihn in die Gewalt von Lex Luthor, weil der für die Regierung auch ein ganz besonderes Gefängnis und Sicherheitskräfte unterhält Unterdessen recherchiert die Journalistin Lois Lane, Supermans Freundin, die Verbindungen von Lex Luthor zu Boravia. Und mit Hilfe von Mister Terrific aus der Justice Gang, findet sie den Aufenthaltsort von Superman. Als sich Superman unter Mithilfe von Lois und anderen befreien kann, kommt es zur finalen Kampf mit Ultraman, als Luthor das Äußerste wagt, nämlich Metropolis selbst zu bedrohen. Unterdessen muss die Justice Gang Supermans Job übernehmen, weil die Menschen in Jahanpur ihn um Hilfe rufen.
Hier kommt vieles zusammen. Da ist die Situation in den USA. Und da gibt es auf der anderen Seite den Regisseur und Drehbuchautor. Es gibt kaum einen Filmemacher, der so viel Erfahrung in Comic-Verfilmungen und Superhelden-Action hat wie James Gunn. Die DC-Studios haben ihm freie Hand gelassen. Da er auch das Drehbuch geschrieben hat, ist dieser Superman zu 100 Prozent sein Baby . Er nimmt sich das aus der Tradition und dem Fundus, was ihm passt. Das heißt auch , es gibt schräge Charaktere, Gags und jede Menge fantastischer oder ungewöhnlicher Einfälle. So etwa Superman zum Punkrock-Fan zu machen. Durch die Handlung im Taschenuniversum und die fast unbegrenzten Machtmittel Luthors wird das sehr SF-lastig und fast schon kosmisch. Gunn mag so Grundlagen und Anknüpfungspunkte für weitere Filme aus dem DC-Universum schaffen, aber wie es bei Bewertung von Schularbeiten so schön heißt, weniger wäre mehr gewesen.
Lex Luthor war schon immer ein Industrieller, der neue Technologien nutzte um Superman zu bekämpfen und Macht anzusammeln. Luthors Minions sind dieses Mal keine finstere Gestalten, sondern seine nerdigen Angestellte, die an ihren Bildschirmen sitzen oder in modernen Rüstungen die Rolle von HighTech-Söldnern einnehmen.
Mir hat diese Neuinterpretation größtenteils gefallen, der Film war spannend und sehr bunt. James Gunn hat seine eigene Handschrift und stellt Superman auch als verletzlich dar. Das Auftreten von Robotern und Krypto, dem Superhund war schon etwas gewöhnungsbedürftig und hat mich, als ich die Trailer gesehen habe, irritiert, weil ich das von anderen Superman-Filmen nicht kannte.
Es gibt übrigens Leute, die diesen Superman-Film für zu woke halten. Warum? Weil Superman ein Gutmensch ist? Weil ein Tech-Milliardäre der Bösewicht ist? Weil Superman für alle, also auch für Schwarze und Asiaten da ist, was man die im Film auch sieht? Weil auf Supermans Immigranten-Status angespielt wird? Gunn hatte schon immer eine Schwäche für alle Kreaturen. Nicht nur Menschen, dass es bei ihm eigentlich nichts wirklich Böses, sondern nur Fremdartiges gibt, so wie in seiner Version von "Suicide Squad". Bei ihm stehen keine Hierarchien, sondern Freundschaften im Mittelpunkt.
Wer das denkt, der hat sich schon von viel zu vielen Werten verabschiedet und dem Tribalismus schon zu sehr anstecken lassen.
(Michael Baumgartner)
OT: Superman, USA 2025, Länge: 130 Minuten, FSK 12/ JMK 12, DC Studios, Regie: James Gunn, Drehbuch: James Gunn, Produktion: Peter Safran, James Gunn, Musik: John Murphy, David Fleming, Kamera: Henry Braham, Schnitt: Craig Alpert, William Hoy